strukturelle gewalt

ich hatte intuitiv den für alle beteiligten besten platz für den omnibus gefunden, wir haben dort gekocht, lekker wirsing zu abend gegessen und sind noch durch die altstadt gebummelt. bis in die nacht hinein habe ich den beitrag über roth geschrieben …

… gleich nach dem frühstück übermittelte mir die schöne untergebene des marktmeisters seinen befehl, den omnibus an stellen zu fahren, die völlig unsinnig waren. ich erklärte der dame, daߟ mir das nicht einleuchte und bat um eine nachvollziehbare erklärung, am besten von ihrem (angeblich abwesenden) chef selbst.

nach einer viertelstunde kam sie wieder und zwang mich, ihren chef anzurufen. der war ein paragraphenreiter, der am ende sagte, es täte ihm leid, er sei ja auch nur ein befehlsempfänger. auߟerdem könnten wir unter keinen umständen die nacht auf dem platz verbringen, das sei prinzipiell nicht mehr erlaubt.

ich bin ganz ruhig geblieben und habe schon während des telefonats nach der zweitbesten möglichkeit ausschau gehalten und ihm die dann elegant aus den rippen geleiert, samt stromanschluߟ und der möglichkeit, über nacht stehen zu bleiben.

wir hatten dort – trotz wolkenbrüchen – einen geschäftigen tag mit einem guten ergebnis.

weil ich so friedlich & geschmeidig mit der bürokratie umgehen konnte, habe ich mir zur bekräftigung & verstetigung einen vergoldeten pflasterstein geschenkt, den ich am abend vorher im schaufenster einer buchhandlung gesehen hatte, denn wir sind hier in schwabach, der goldschlägerstadt, aus der das gold von berühmten zwiebeltürmen stammt. ich liebe blattgold und habe erfahren, daߟ die einzelnen blättchen unvorstellbar dünn sind. ich habe im rathaus gefragt, ob ich den goldenen ratssaal sehen könne und sie haben für mich extra den raum aufgeschlossen.

überall in der stadt vergoldungen, viel kitsch, aber auch echte handwerkskunst. ich versuche, möglichst viel über blattgold in erfahrung zu bringen.

roth

das letzte mal ist bestimmt schon über zehn jahre her. ein fast tausend jahre altes städtchen mit fünfundzwanzigtausend einwohnerinnen. hier hat die industrialisierung schon 1750 begonnen mit der herstellung leonischer waren. geholfen hat auch, daߟ die allererste bahnstrecke deutschlands hier vorbeifuhr. der stammsitz der leoni ag erinnert an die glorreichen zeiten und der seiltänzer vor der kulturfabrik. mitten im ort ist die burg ratibor (was für ein name).

am ersten tag waren wir ein quintett: sofia, gabriele, stephan, mathias und ich. mathias war am sonntagabend in roth zu uns gestoߟen. es war idyllisch & ruhig. sofia hat sofort begonnen, die goldene schiene blank zu polieren. die jungs haben sie später abgelöst. wir haben alle möglichen pflege- & aufräumaktivitäten unternommen und ich habe lang aufgeschobene bankgeschäfte getätigt.

das ergebnis war mager – sowas hätten wir auch zu zweit erreichen können. wir waren anderweitig produktiv und haben uns in der neuen besetzung eingestimmt. der platz war schön – fast keine autos, nur ein bus hielt alle stunden an der haltestelle neben uns. hinter uns gab es einen schönen alten brunnen mit glubschäugigen, o-mundigen wasserspeiern und grünlichem wasser.

der zeitungsartikel heute hats dann gebracht: zu viert hatten wir einen der besten tage des jahres und unser ergebnis von gestern verfünffacht. 


an die neue band …

ich den ganzen tag barfuߟ. der linke fuߟ wird dicker als mein arbeitsfuߟ – ich werde wohl gymnastische übungen machen.

und diese beiden

haben ihre – kurze – zeit miteinander voll ausgekostet. sie waren quasi unzertrennlich. ich kann sie sehr gut verstehen, denn auch ich hatte mich schon auf gemeinsame wochen gefreut.

mir wurde schlagartig klar, wie seltsam es für stephan gewesen sein mag: allein mit zwei alten schachteln. da glaubte er wahrscheinlich, nicht ausgelassen sein zu können. also ist er mit sofia auf bäume geklettert und um die häuser gezogen. unterm wilden sternenhimmel haben sie stundenlang geredet …

lebe wohl & machs gut, stephan mit „ph“

es war mir wieder eine groߟe freude, mit Dir zu arbeiten – meister der intrinsischen motivation. von Dir kann ich freundlichkeit lernen …

zum abschied hat er sich noch liebevoll um mein cockpit gekümmert und alle knöpfe & schalter einzeln gewischt.

in einer lustigen karawane haben wir ihn nach einem köstlichen, schon vorbereiteten tortellini salat und angerösteten bruschette zum bahnhof geleitet …

ich übrigens die ganze zeit barfuߟ – fühlt sich besser an.

earthship

das ganze tempeldorf (so nenne ich das) kommt mir wie ein earthship vor, dessen landung ich ausführlich miterleben durfte. mit entwaffnender freundlichkeit und unschuld haben sie die ganze region infiltriert und sich stabil verankert. die freie schule und die landwirtschaftlichen aktivitäten beeindrucken mich sehr. eine schöne bolo-version, solange nur alles auf freiwilligkeit & einsicht beruht. verbote & vorschriften kann die kunst nicht gebrauchen …

jedenfalls ist das tempeldorf eine hochinter-essante omnibus-haltestelle.

kneippen

meine armen füߟe müssen in den letzten jahren bei diesem wetter sehr leiden: da ich immerzu stehe, sehen sie aus wie luftmatratzen und sind dick geschwollen. ich versuche dann, möglichst viel barfuߟ zu laufen und sie so oft wie möglich in kaltes wasser zu tauchen. ich konnte hier durch taunasse wiesen laufen und über stacheligen schotter. ich habe die füߟe beim lesen hochgestellt und mit wolken von mikroorganismen angehaucht.

und siehe da: heute sahen sie dann endlich wieder halbwegs normal aus und ich war stolz wie oskar. ich muߟ ihnen in diesen schwierigen zeiten genügend aufmerksamkeit widmen. instinktiv hatte ich mir im laden von schloߟ freudenberg von DEM barfuߟguru gekauft. das muߟ ich jetzt mal lesen.

ich bin ja nicht zwanghaft

seit gestern sind wir wieder im tempelhof – dieses mal ohne nennenswerte fliegen. heute ist die geburtstagsfeier von roman und viele inter-essante menschen sind da. ein schönes fest mit sehr liebevollen beiträgen, kurzweilig & freilassend.

gegen sieben habe ich sofia in crailsheim am bahnhof abgeholt. ursprünglich sollten stephan & sofia ab nächste woche zusammen mitfahren und wir alle haben uns speziell darauf gefreut. jetzt muߟ stephan am montag nach der arbeit nach bremen und wir wollen die tage nutzen.

ich hatte mir gerade eine kanne tee gemacht und war im begriff, meinen heutigen beitrag zu schreiben, als die beiden von einem ausgedehnten spaziergang zurückkamen – ab da war ich dann ganz ins gespräch versunken – und jetzt schreib ich nicht mehr.