ein skeptischer grauer mann hat mich heute mit john lennon verglichen und „traumtänzer“ gemurmelt – das hat mir sehr geschmeichelt. john lennon war auch mutter & hausfrau. und von ihm gibt es den wunderbaren song „working class hero“. er hat sich geweigert, die klischees seines ruhms zu bedienen und ist seiner eigenen spur gefolgt. er hat sein inneres bloßgelegt und seine ehrlichen texte erinnern mich jetzt an das „unsichtbare komitee“ und das neue buch, das sie geschrieben haben: „an unsere freunde“. ich wünsche mir, daß sich das viral verbreitet und möglichst viele menschen ansteckt.
enoch
erweist sich als der ultimative presse-agent. er ist immer freundlich und kann unheimlich gut reden. er kann kleine kommunikations-feuerwerke zünden, sehr breitbandig, mit einer reichen gebärdensprache, die seine rede aus einer anderen perspektive untermalt.
also hat er heute gleich einen voll inter-essierten redakteur zum omnibus gebracht, der den folgenreichen flensburger artikel bereits gelesen hatte und sich sehr angesprochen fühlte. er konnte mich bei der arbeit beobachten, weil ich gerade in ein sehr intensives gespräch mit einer traktorstrahl-dame vertieft war. er hat aus einer mittleren entfernung aufmerksam & geduldig zugehört, bis wir in großem einvernehmen unser gespräch beendet hatten und dann sehr höflich gefragt, ob er der dame einige fragen stellen könne. sie war eine sehr schöne & stolze frau (ende fünfzig) und hat ihm ganz entspannt & sachlich geantwortet und am ende auch ganz selbstverständlich ihren namen und – mit einem winzigen zögern – ihr alter genannt (das war wirklich schwer zu schätzen).
einen besseren einstieg konnte ich mir nicht wünschen … wir hatten dann ein ausführliches gespräch – enoch hatte ihn schon gut vorbereitet – und: nachdem er noch ein paar fotos gemacht hat (eine lebendige szenerie vor dem omnibus), hat er sich in die unterschriften- und in die telefonliste eingetragen.
wir standen behaglich warm in der sonne (weißer strampelanzug, himmelfarbenes leinenjackett (von einer anonymen freundin zum einzelstück veredelt), barfuß). nach dem ganzen schwarz in den letzten wochen habe ich richtig geleuchtet. die arbeit lief volle pulle, aber mühelos. wir haben es alle genossen. wir sind hier in einem ostseebad mit vielen touristen – die südländer haben ja noch lange sommerferien. nach der arbeit waren wir in einer eisdiele und haben einen kleinen spaziergang zum strand gemacht.
hier noch ein paar bilder:
auf der reeperbahn
sind wir gelaufen: so heißt die hauptader der fußgängerzone in eckernförde. da sind wir nach einer schönen fahrt mit vielen binnengewässern & meeresadern gelandet und stehen auf dem rathausmarkt:
rollatorenÂ
waren heute vormittag hauptverkehrsmittel in schleswig, aber enoch’s pressearbeit wirkte noch voll nach, denn es kamen auch immer wieder resolute menschen, die den artikel aus flensburg hier in der zeitung gelesen hatten. dort waren die restlichen termine der woche dankenswerter weise angekündigt worden.
mißgünstige & verbitterte alte männer haben versucht, auf meinen jungen mitarbeiterinnen herumzuhacken. besonders auf maike hatten sie es abgesehen. es war mir ein vergnügen, mitzuerleben, wie maike & enoch damit umgegangen sind – jede auf ihre weise. sie haben sich die gesprächsführung nicht aus der hand nehmen lassen und freundlich, aber bestimmt versucht, an den jeweiligen menschen wesensgemäß heranzukommen. wenn es sein mußte, haben sie sich klar abgegrenzt von den zum teil haarsträubenden ansichten & tiraden. beide waren bewundernswert gelassen & freundlich.
verglichen mit den beiden letzten tagen war unser ergebnis dürftig, aber überdurchschnittlich.
dreißig zu dritt
das gab es schon lange nicht mehr – eben: dream team. und wir fühlen uns wohl dabei und sind entspannt.
zur feier des tages: ein star-foto von maike, der siebzehnjährigen amazone, am abend in unserer nächsten stadt: schleswig,
aber erst nochmal das team bei der arbeit:
in einem ungeraden, samba-artigen rhythmus sind wir nach schleswig gegondelt – mir kamen die erinnerungen. in unseren standplatz mußte ich mich erst einfinden – früher standen wir immer schräg gegenüber, direkt vor den fahnenmasten der sparkasse. da wollen die uns anscheinend nicht mehr haben. fast wären wir ins kino gegangen: mission impossible, auf der anderen seite des capitolplatzes. so heißt das nämlich, wo wir gelandet sind.
wir sind auf der suche nach essen durch die fußgängerzone geschlendert … viele leerstehende geschäfte und weit & breit kein restaurant, das offen war. dafür sind wir aber in der altstadt gelandet, mit sehr schönen ensembles und bewegten fluchten. aber die steine waren auch das einzige, was sich dort bewegte. schade, die proportionen waren wunderbar. das gehört wahrscheinlich alles der sparkasse, die der immobilienspekulation verfallen ist. zocker, die alles vergammeln lassen. eigentlich ist es ja gut, wenn wir uns mit dem omnibus von denen distanzieren.
vielleicht sollten wir zu den sachbearbeitern unserer anträge sagen: „aber bitte nicht vor einer sparkasse !“.
in einer schleife sind wir dann noch am dom vorbeigelaufen. der hatte einen hundert-meter-turm (ich kann das nur schätzen und hab mich gefragt, ob das hier auch eine hansestadt war). am ende unseres weges, ein paar meter neben dem kino, haben wir bei einem italiener gegessen …
ich gehe jetzt nach oben.
gleich in der ersten stunde
haben wir heute das ergebnis der sylt-woche übertroffen, weil sofort ganz gezielt menschen zu uns kamen, die einen der zeitungsartikel gelesen hatten …
… es gibt hier im stadtrat und im bundesland eine dänische minderheitspartei und eben auch eine dänische zeitung – ich finde es immer lustig, fremdsprachige zeitungsartikel über den omnibus in deutschland zu sehen (voriges jahr war es eine sorbische zeitung).
dream team
heute haben wir zu dritt fast das gesamtergebnis der gesamten sylt-woche erreicht. obwohl es zeitweise geregnet hat. es lief konzertant wie am schnürchen. eingespielt. je hundert fleißkärtchen für maike & enoch, die sich ja gestern abend erst kennengelernt haben.
und es wimmelt hier von blondinen. viele nordfriesinnen sind mir sehr sympathisch – sie sind oft selbstbewußt & stolz. keine untertanen. ich vermute: das meer spendiert ihnen energie im überfluß. das habe ich ja gerade am eigenen leib erfahren.
mehrere menschen haben mir erzählt, wie furchtbar sylt im winter ist, ungemütlich, neblig, dunkel und wie ausgestorben, denn die sylterinnen seien dann in goa. und ich dachte: oh, ja, wie wunderbar. genau das, was ich brauche …