beschaulich

diese leseecke wird rege genutzt – das erfreut mein herz.

gemütlich, fast familiär ist das hiesige ambiente – wir sind im auge eines verwinkelten labyrinths, mit treppen und rauf & runter. gegenüber ist eine sehr lebendige trattoria mit vielen tischen drauߟen und riesigen sonnenschirmen – der chef hat mir ein buch über den legendären topolino ausgeliehen (mein erstes auto, mit zwischengas beim runterschalten).

es war abartig heisss: 37 grad im schatten. das halten die besten blumen nicht aus, auch nicht im schatten. fast hat es gezischt, wenn ich meine geschwollenen füߟe in den brunnen getaucht habe. es scheint, daߟ ich mich fürs erste physiologischen tatsachen anpassen muߟ, die ich so leicht nicht beeinflussen kann. nichtsdestoweniger habe ich barfuߟ eine parallele ebene der wirklichkeit & verbundenheit betreten, die ich nicht mehr missen möchte.

also sind, während ich das hier schreibe, meine füߟe in ein basenbad eingetaucht und alle zehn minuten bürste ich sie kräftig ab.

wir hatten eine unglaubliche erfolgsquote: fünfundsiebzig prozent, nämlich vier unterschriften und drei potenzielle.

auf einem streifzug habe ich einen türkischen schneider getroffen, der mir bis morgen meine neue rote jacke (auch so ein schnäppchen) ändert. die paߟte in mein beuteschema, wenn ich meinen wunsch nach mehr buntheit meiner kleider nachgehe. also hab ich gedacht, da schaust du mal vorbei, die ziehst du mal an. eine rote asymmetrisch geschnittene lederjacke (ähnlich wie meine schwarze). in einem vollgestopften massenlager in türkischer hand. nette leute, die nichts erschüttern konnte. sie haben mich sehr freundlich & hilfsbereit bedient und der preis war unschlagbar günstig. ich habe auf den sitz & die farbe und mein spiegelbild geachtet und mir kombinationsmöglichkeiten ausgedacht. sorgfältig & wohlbedacht habe ich mir die richtige gröߟe ausgesucht. ich dachte, come on, schwarz / rot, die farben der anarchisten – da kannst du jetzt nichts falsch machen.

und der türkische schneider sah auf einen blick, daߟ das kunstleder ist, mit allem möglichen tüddelkram wie epauletten und fransen an den reiߟverschlüssen und womöglich etiketten aus echtem leder auf echt leder gebrasselt. ich muߟte richtig lachen über meine gutgläubigkeit.

und wo wir grade über die farben der anarchisten sprechen – noch ein schnäppchen: ein neues album von skunk anansie. ich höre das gerade. wunderbar. das album heiߟt: „anarchytecture“. ein stück heiߟt: „beauty is your curse“. da fallen mir gleich hundert beispiele ein.   männer & frauen.


she’s my heroine !

dreiߟig grad

auch jetzt noch, um elf uhr abends. die sonne brüllte und meine füߟe schwollen – für die ist das wirklich das ungünstigste wetter. ich hab sie immer mal wieder in den kalten brunnen getaucht und mich leichten fuߟes in der stadt bewegt und ein paar schnäppchen gemacht, zum beispiel:

in der kramkiste der touristeninformation wie ein wink des himmels: ein buch über die ereignisse im zusammenhang mit der achtundvierziger revolution in der pfalz und in baden. im laden kostet das neunzehn euro, die ich auch sofort bereitwillig bezahlt hätte … dann stellte sich heraus, daߟ sie dafür nur einen euro haben wollten – da habe ich dann schnell die letzten beiden exemplare erworben. kurz danach habe ich in einem antiquariat drei schmale bändchen herausgefischt: gedichte von peter paul zahl und uli becker; und „wörter“, die autobiografische schrift von jean paul sartre. da habe ich von den dicken füߟen dann nichts mehr gespürt. 

zur feier des tages habe ich eine prächtige hortensienblüte in meiner lieblingsfarbe gekauft und sie sogar mit dem sonnenschirm beschattet, mehr als mich selbst, solange sie in der sonne stand.

unsere gesprächspartnerinnen drückten uns ihr mitleid aus, daߟ wir da ausharrten. alles war dickflüssig verlangsamt – für mich ein vorteil, weil ich dann viel genauer arbeiten kann. also war unser quantitatives ergebnis ganz beachtlich, aber nicht hervorragend.

am abend sind wir in die rheinebene gefahren und haben den rhein bei speyer überquert. dort werden wir voraussichtlich das wochenende verbringen und die ersten beiden tage der woche. jetzt konnten wir schon einen blick auf den dom werfen, der lange das gröߟte gebäude der welt war (wenn man von den dicken haufen absieht).

wir sind am welthauptquartier von sap mit mindestens drei eigenen ausfahrten vorbeigefahren und bei „heidelberger“. in dieser gegend gibt es womöglich keine arbeitslosigkeit. jetzt sind wir in wiesloch. das gehört zu baden-württemberg.

war ganz schön abenteuerlich, da anzufahren. als wir endlich auf unserem platz standen, haben die vielen augenzeuginnen jedenfalls beifall geklatscht. es ist wirklich nett hier.

da sind wir raufgefahren – und oben auf dem engen platz muߟten wir wenden. eine elende kurbelei. rundum hilfsbereite italiener, die tische & blumenkübel beiseiteräumten und fachkundig zeichen gaben.

wir haben wieder salat und ein leichtes ciabatta-artiges brot gegessen. und ich bin rumgewandert …

es ist immer noch drückend warm. die hortensie hat es womöglich nicht überlebt, obwohl ich ihr immer wieder liebevolle pflege angedeihen lieߟ. bevor freya ins bett ging, haben wir als letzte hoffnung die ganze blüte ins wasser gelegt …

landau in der pfalz

wir sind jetzt in landau und stehen auf einem groߟzügigen platz – da hatte wohl auch der berühmte französische festungsbauer vauban die hand im spiel. es gibt sogar das gerücht, daߟ er die bestehende stadt abgebrannt hat, um platz für seine ordentlichen pläne zu schaffen. in freiburg, breisach und in saarlouis bin ich seiner arbeit auch schon begegnet.

mir fällt kaum eine stadt ein, die ein so wechselhaftes politisches schicksal hatte – ein ewiges gezerre um einfluߟ & herrschaft.

die vertikale mittelachse des omnibus steht genau zwischen dem rathaus und einem pferdehintern. auf dem pferd sitzt ein luitpold. unser platz ist ganz zentral und sehr belebt. rundum gastronomie. das ergibt an diesen lauen sommerabenden ein schönes, lebendig gekräuseltes stimmengewässer. heute gab es von einer terrasse noch live-oldies aus den sechzigern.

wir haben uns einen bunten salat gemacht – mehr kriegen wir bei diesem heissen wetter nicht herunter.

mit den nackten füߟen werden meine abendspaziergänge immer beschwingter. ich habe ein inter-essantes quartier am wasser entdeckt …

ich hab mich verlaufen und bin auf verschlungenen wegen mit den unterschiedlichsten untergründen zum omnibus zurückgelaufen.

die meistin

freya ist jetzt gleichzeitig produzentin, regisseurin und hauptdarstellerin. sie hat das ganze setting organisiert und es läuft wie am schnürchen. sie stammt aus der pfalz und hat sich schon sehr auf diese forschungsexpedition gefreut – das ist angewandte wissenschaft. 

(heisses hochsommerwetter – der halbe tag in der prallen sonne. kein wölkchen am himmel.)

bei ihrem auftritt heute morgen muߟte ich an maria callas denken. ihr collier ist ganz auߟerordentlich! sie ist ein schlüsselkind des omnibus und eine echte diva – gleichzeitig. in der sonne bekommt sie goldene haare. die brille nimmt sie natürlich bei den gesprächen ab … und macht sich sorgen, ob ihre garderobe nicht zu verführerisch sei …

ich finde, sie sieht umwerfend aus und kann sie nur ermutigen, mit schönen kleidern zu experimentieren und sich dabei etwas weiter vorzuwagen. das bringt ihr unkonventionelles, weit offenes und seelenruhiges wesen zur geltung. ich bin ihr erster bewunderer.

und jetzt

steht unsere lady auf dem schönsten platz von landau und erstrahlt in königinnenlicher pracht !!!

der pfälzer wald

wir sind mit voll geöffneten sinnen durch den pfälzer wald gefahren, mit serpentinen und allem drum & dran. freya hat mit ihrem eipätt und mit meinem eifohn fotografiert (die beiden bilder aus dem vorigen eintrag). es war traumhaft schön.

k town, zweiter tag

insgesamt war das ein schönes eröffnungskonzert der neuen band. ich lerne johanna besser kennen – im vorigen jahr waren wir im kampfsammelstress und erst jetzt lernt sie die „normale“ omnibus-arbeit kennen. sie lebt sich gut ein und mit freya bin ich in einem lässigen einverständnis – obwohl oder weil wir vom naturell so verschieden sind. sie hat jedenfalls vieles, was mir fehlt: danke meistin. und zur feier des tages zwei bilder aus deiner produktion:

jetzt habe ich einen zeitsprung gemacht, also wieder zurück:

wir haben einen sehr freundlichen & inter-essierten g.i. joe kennengelernt, der nach seinem nachtdienst in sportlichem zivil mit einem skateboard vorbeikam und erzählte, er sei meteorologe & ozeanograf. seine mutter war eine deutsche und sein vater ein viertel-schwarzer (so bezeichnete er das selbst). von ihm habe ich erfahren, daߟ es seit ein paar jahren den fünfzigtausend army-angehörigen strikt verboten ist, auߟerhalb des dienstes uniform zu tragen. erst von diesem moment an habe ich meine volle aufmerksamkeit der geheimnisvollen durchmischung von sprachen & kulturen gewidmet.

am nachmittag tauchten zwei fundamentalistische prediger auf dem platz auf und produzierten sich lautstark, obwohl die menschen achtlos an ihnen vorbeiliefen. nur die kinder schauten sie neugierig an, weil sie natürlich eine irre psychische spannung erzeugten.

unser g.i. joe war total sympathisch. unser gespräch war nachdenklich & versonnen: er erzählte von seinen zweifeln – er sei reich (geld, ein eigenes haus und eine eigentumswohnung, autos, gesichertes einkommen), aber nicht glücklich. er schien es zu bereuen, sich für die finanzierung seiner wissenschaftlichen ausbildung auf jahre verpflichtet zu haben. dann stellte sich heraus, daߟ noam chomsky ihn begeisterte und daߟ er in ihm ein groߟes vorbild sah. er hat sich sehr gefreut, daߟ ich mit der arbeit von noam chomsky vertraut bin. freya konnte gestern abend bei ihm duschen nach ihrer jungfernfahrt bei wo lang.

die gröߟte us-siedlung auߟerhalb der usa. ramstein ist zehn kilometer entfernt – im zehnminutentakt fliegen sehr tief und erschreckend langsam superfette transportflugzeuge – richtig dicke brummer. g.i. joe hat mir auf seinem smartphone (kein eifohn) die verschiedenen typen gezeigt. mit abstand die gröߟte war eine antonov, die sich die amis für besondere aufgaben immer wieder bei den russen ausleihen.

und noch was: als wir in die stadt hinuntergefahren sind, habe ich freya instinktiv gefragt, ob es einen fluߟ in der stadt gibt – und sie hat keinen gefunden auf der karte. aber es gibt einen fluߟ, die lauter, die unter dem beton der amerikanischen planer verschwunden ist. ich hab den irgendwie gespürt.

k town

hier war ich noch nie (es war bisher immer zu teuer). jetzt hat freya uns mit einer wunderbaren logistischen improvisation den besten platz besorgt und ein wahres mediengewitter ausgelöst: das fernsehen war da mit einem beitrag für die nachrichten, wir waren in zwei radiosendern und in mehreren zeitungen angekündigt – sowas ist wirklich selten …

kaiserslautern hat ein paar einwohnerinnen weniger als witten. plus fünfzigtausend us-amerikaner. die stadt wurde im zweiten weltkrieg zu drei vierteln zerstört und dann nach den logistischen spezifikationen der amerikaner wieder aufgebaut. das höchste gebäude ist das rathaus, ein klitzekleiner wolkenkratzer. und 2015 wurde eine fette konsumhölle eröffnet.
mir war angenehm aufgefallen, daߟ viele farbige menschen unterwegs waren  – und dann bekamen wir drastisch aufgezeigt, zu welchen konsequenzen das oft führt: darüber hat freya als erste ko-pilotin in sofia’s poetischem projekt „wo-lang.org“ ausführlich geschrieben.  heute war ihre premiere und wir haben uns, nachdem sie vom duschen zurückkam, noch ausführlich darüber ausgetauscht und ein gemeinsames garn gesponnen über wirkungen & potenziale. wir waren uns einig, daߟ es intelligent  und nahrhaft für alle beteiligten wäre, eine solche verbundenheit digital zu erzeugen, wenn sie analog nicht zu haben ist. poesie kann die digitale barriere durchdringen und zu äuߟerst sinnlichen erfahrungen führen, die automatisch analog sind.

in meinen träumen wünsche ich mir sowas schon sooo lange.