übrigens

der herbst kommt im galopp und es wird feucht in der nacht. bald ist vollmond.

klick

  
jetzt haben wir schon einen tag gearbeitet in verden an der aller, der reiterstadt. hier sind die gäߟchen mit ziegelsteinen gepflastert. von den hier ansässigen campact und attac ist noch niemand zum omnibus gekommen. freya hat eine sympathische frau gefragt, ob wir bei ihr duschen könnten. das ging ganz unkompliziert – und die anderen drei haben die gelegenheit ergriffen und sind ziemlich erleichtert zurückgekommen. 

  
valentin zum beispiel hat heute hingebungsvoll den goldenen gürtel poliert. mit der ekelpaste. ich muߟ unbedingt daran denken, gleich morgen einen feuchten em-film einzumassieren und nicht abzuwischen. das hat mich gabriele gelehrt.

  
wir haben mitbekommen, daߟ wir nicht wie geplant drei tage hier stehen, sondern am freitag mittag schon wegfahren müssen. ich würde zu gern, während ich hier in der gegend bin, dem em ev. in bremen einen besuch abstatten oder zumindest pit mau kennenlernen, den bruder von reinhard mau und zweiten sohn des mannes, der die erste mikroorganismen-ursuppe vor etwa 20 jahren nach deutschland gebracht hat.
  
die haben wirklich was auf die beine gestellt, alle achtung & tausend dank ! meine wahrnehmung hat sich umgestülpt.

und noch ein paar bilder von hier:

   
   

rotenburg (wümme): wow

selten habe ich mich mehr willkommen gefühlt in einem städtchen. und das in dieser so brutal gequälten natur.

sowas bringt freundlich-pragmatische partisaninnen hervor, die furchtlos & anonym das mögliche tun. zum beispiel den bürgermeister von rotenburg. in seinem berufsleben war er ein hohes tier bei der polizei in bremen. er hat seinen beruf anscheinend seelsorgerisch verstanden und schenkt nun seiner stadt seine professionellen erfahrungen. ich konnte ihn zwei tage bei der arbeit beobachten, und er war der gastgeber auf dem podium bei der veranstaltung am montagabend. er kämpft für seine stadt und ist überhaupt nicht verbissen dabei. er ist nicht korrumpierbar und spielt sich nie in den vordergrund. er kann sehr schnell situationen erfassen und sich geschmeidig einklinken, wenn es nötig ist. mit freundlicher gelassenheit. er hat den goldenen gürtel.

  
schon als wir am sonntagabend in die stadt hineinfuhren, winkte er uns vom straߟenrand zu und stellte sich vor. er gab mir für die plazierung des omnibus vor „seinem“ rathaus völlig freie hand.

  
und zum frühstück am nächsten morgen war er gleich wieder da, um sich nach unseren bedürfnissen zu erkundigen und alles nötige zu veranlassen. er heiߟt übrigens genauso wie einer meiner lieblingsautoren (der biologe).

und auch die menschen, die wir wieder trafen oder kennenlernten, hatten dieses freundliche naturell und waren voll bei der sache. mir macht die arbeit viel freude. das kampfsammeln und mein mitleiden mit der gequälten natur hier haben mein oratorium verändert. ich probiere erfolgreich neue zugänge aus.

   
    
 
und brigitte hat freya zum omnibus gebracht. da hüpft mein herz und ich werde ganz ruhig.

in diesem sinne …

fracking

  

ich wundere mich, wie viel argumentiert wird. was hier vor aller augen abläuft, ist galoppierender irrsinn. und alle tun so, als sei das noch normal und glauben an den rechtsstaat. bei ttip ist das genauso. die braven untertanen rennen mit parolen herum – als teil ihres konsumverhaltens und halten damit den laden am laufen (in ihrer freizeit).

wo bleibt der aufstand ? wie auch immer.

mein inter-essantestes gespräch hatte ich heute mit einem mann, der sich darüber geärgert hat, daߟ der omnibus sich mit diesem thema gemein gemacht hat und deshalb erst einmal behauptete, er sei ein fracking-befürworter. in wirklichkeit war er ein flammender befürworter der demokratie mit praktischen schritten, die jede mitvollziehen kann – oder es lassen. wir haben uns in gutem einvernehmen nach einem grundlegenden gespräch voneinander verabschiedet und es hat mir zu denken gegeben.

   
   

erholung beim bauern

in visselhövede haben wir einen verregneten dreiviertelsamstag im nirgendwo verbracht, die band hieߟ „nowhere girls“ – da hält dann tatsächlich eine blondine im porsche 911 turbo cabrio und stöckelt zum omnibus 

  
 

dann sind wir durch bauernland mit stämmigen eichen in ein bauerndorf gefahren, zu sabine & henry, wo wir ganz liebevoll & umsichtig empfangen wurden, verwöhnt mit speis & trank, duschen, waschmaschinen, strom, wasser, toiletten, fernsehern, wintergarten usw. 

   
 

henry ist wieder so ein gutmütiger riese (siehe weiter unten) mit schalk in den augen, ganz ruhig und gelassen. unterdessen wirbelt sabine herum und organisiert alles. sie hat ganz freiwillig valentin acht euro spendiert, damit er ein konzert besuchen konnte, bei dessen eintrittspreis er kurz gezögert hatte (es kostete fünfzehn euro). 

das konzert fand in einem schön restaurierten gebäude-ensemble aus alten hofgebäuden statt, das dort mit lauter subventionen (von wem genau?) hingepflanzt worden war. als ich mir das angesehen habe, war gerade die erste hälfte des konzerts vorbei. valentin war stark beeindruckt und hat mir die musik beschrieben – das hätte mir wahrscheinlich auch sehr gut gefallen.

   
 

sabine & henry waren zu einem fest eingeladen …

und wir konnten einen schönen letzten abend mit gabriele verbringen. 

wir beide haben in dieser kurzen woche die zeit überlistet. wir kennen uns schon ewig und unsere inter-essen & erfahrungen ergänzen sich komplementär. 

nach einem ausgiebigen frühstück im omnibus, das wir uns gewünscht hatten, habe ich sie heute vormittag mit dem auto nach rotenburg zum bahnhof gebracht, wo wir noch ne dreiviertelstunde zum reden hatten und uns friedlich und gut synchronisiert verabschieden konnten.

lebe wohl, groߟe mutter !

visselhövede

  

da haben wir heute einen ruhigen tag verbracht. ich habe einen martin getroffen, den es aus köln-ehrenfeld hierher verschlagen hat – hat in ottersberg studiert. hier ist er allseits bekannt und gehört zu den honoratioren dieses städtchens, das weniger als zehntausend einwohnerinnen hat. er hat eine schamanische position hier und ist schon seit dem blauen omnibus förderer. es war schön, seinen rheinischen singsang zu hören.

  

gabriele & kolja haben ihre aufmerksamkeit wieder den fensterscheiben gewidmet und verheiߟungsvoll glänzende ergebnisse erzielt. ich habe vier monate kassenbuch ins reine geschrieben & gerechnet und die bankbelege zusammengesucht.

visselhövede
es gibt eine wuchtige, siebenhundert jahre alte kirche – leider mit barockaltar. und einem dicken, kurzen, völlig geschlossenen quadratischen grauen turm.

   
 

hinter der kirche ist eine uralte kultstätte, markiert durch einen bronn (ein kleiner teich), aus dem die vissel hochquillt. der teich sah erbärmlich grün & tot aus, umstanden von hier seltenen bäumen wie riesenmammutbaum, sumpfzypresse, gingko, tulpenbaum usw., die auch keine gesunde ausstrahlung hatten. das mikrobielle milieu auf abwegen.

  

kahl & leer

 

kuscheliger platz

  
wir fühlten uns total geborgen in soltau – kein lärm, kein verkehr, aber auch: wenig betrieb. aber wir waren gut beschäftigt mit experimenten mit mikroorganismen. thema war das fensterputzen. wir hatten die kleinen helferlein vorher immer am ende auch abgewischt – wie sollen sie da ihre wirkungen entfalten können ? also: nicht abwischen ! einen feinen feuchten film erhalten. und siehe da: die scheiben lösen sich auf bis zur unsichtbarkeit.

gabriele war meine dozentin. sie schenkte mir ihr praktisches wissen und ich konnte mit eigenen augen das unsichtbare bei der arbeit sehen. phänomenal. frage: ist sie nun eine wissenschaftlerin oder nicht ?

schade schade jedenfalls, daߟ sie nur eine woche hier ist. seltene gelegenheit. schön lokker bleiben und alles teilen, was es mitzuteilen gibt.

am ende des tages waren die zahlen unbefriedigend, aber ich habe eine menge gelernt und auch noch zeit gefunden, mit gabriele ins „felto“, das filzmuseum, zu gehen. von joseph beuys keine spur, aber eine menge filz in allen möglichen zuständen & verarbeitungsstufen …